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Ein Abt auf Pilgerreise

Geburt und Frühes Leben

Abt Albert von Stade wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts in Stade geboren. Diese Stadt war damals eine bedeutende Hafen- und Hansestadt.

Aufstieg zum Abt

Im Jahr 1232 wurde Albert Abt des Benediktinerklosters zur Heiligen Jungfrau Maria in Stade. Das Kloster war wegen seines Grundbesitzes einflussreich.

Reformbestrebungen

Abt Albert strebte eine strengere Kirchenzucht nach dem Muster der Zisterzienserregeln an. Dafür musste er die Erlaubnis bei Papst Gregor IX in Rom einholen. Im Jahr 1236 machte er sich auf die anstrengende Reise in das Zentrum der Christenheit, vermutlich eher zu Pferde oder im zweirädrigen Wagen als zu Fuß.

 

Die Reise nach Rom

Albert wählte auf dem Hinweg einen Umweg über Frankreich, wohl um Citeaux zu besuchen. Die Gesamtstrecke betrug zusammen mit dem direkten Rückweg von Rom durch das heutige Österreich, Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen ca. 3500 km und dauerte vermutlich ein halbes Jahr.

Ergebnis der Reise

Zwar erlaubte der Papst die Klosterreform, jedoch verweigerten sich die betroffenen Klosterbrüder ihr. Auch der zuständige Bremer Erzbischof hatte nun mehr Interesse an einem Machtausgleich mit dem Herrscherhaus der Welfen als an einer Reform des Klosters.

Rückzug ins Minoriten-Kloster

Enttäuscht legte Albert daraufhin sein Amt als Abt nieder und trat in das Minoriten-Kloster St. Johannis zu Stade ein, das dem franziskanischen Armutsideal verpflichtet war.

 

Schriftstellerische Tätigkeit

Hier verfasste er, außer einigen theologischen Werken, die sogenannten Annales, eine lateinische Chronik der wichtigsten kirchlichen und politischen Ereignisse seiner Zeit. Darin eingebettet ist ein Dialog zweier Klosterbrüder über die besten Wegstrecken einer (Pilger-)Reise nach Rom. In diesem beschreibt Albert seine eigene Romreise mit allen Rastplätzen und genauen Entfernungsangaben der jeweiligen Teilstrecken.

 

Bedeutung seines Werkes


Eine Überprüfung in den fünfziger Jahren ergab, dass die durchschnittliche Abweichung von Alberts Angaben geringer ist als eine heute zulässige Tachodifferenz. Trotz seines ursprünglichen gescheiterten spirituellen Anliegens wird der Abt von Stade dank seines Itinerars (die Originalhandschrift befindet sich in der Herzog-August-Bibliothek zu Wolfenbüttel) mehr als 750 Jahre später zum Impulsgeber für den heutigen Pilgerweg VIA ROMEA.